Nun startet auch Scott in die Carbon-Ära. Mit dem Ultra Carbon RC bringen die Schweizer ihren ersten Schuh mit Platte auf den Markt. Ein mutiger, aber auch logischer Schritt. Die Carbon-Schuhe sind derzeit fast schon ein Hype. Doch sie sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie fordern den/die Läufer*innen sehr. Scott versucht mit dem Ultra Carbon RC einen sehr laufbaren Schuh zu bauen, der eine breitere Läufer*inne-Schicht ansprechen soll. Ist das gelungen?
Der erste Eindruck
Das Obermaterial sieht dem Kinabalu Ultra RC (Test) sehr ähnlich, der Unterbau sieht dann komplett neu aus. Wie gewohnt, kommt der Ultra Carbon RC in der RC Farbline Schwarz-gelb, aber es gibt ihn sogar schon jetzt in einer zweiten Farbe. Das Ultra sieht man dem Ultra Carbon RC nun auch wirklich an, denn die Sohle ist mit 25mm Fersenhöhe recht üppig. Nicht sieht man ihm allerdings die Carbon-Platte an. Bei anderen Modellen blitzt die ja gerne mal wo raus, nicht so beim Ultra Carbon RC. Nur am Schriftzug „Carbitex“ weist auf die Kohlefaser im Schuh hin. Auffällig ist auch der für die Scott Schuhe typische starke Rocker der Sohle. Bei der Schnürung gibt’s keine Experimente und es kommen normale Schuhbänder zum Einsatz. Die Sprengung liegt bei recht flachen 5mm und mit 315 Gramm (UK 8,5) ist der Schuh nicht ganz leicht. Das liegt sicher auch an dem ordentlichen Schutz an Ferse und Zehen.
Die Passform
Wie auch schon die bisherigen Modelle passt auch der Ultra Carbon RC sehr gut. Den Schweizern ist eine gute Balance zwischen Polsterung und Komfort und einem direkten Gefühl im Schuh und einer funktionierenden Schnürung gelungen. Diese ist einfach herrlich unkompliziert, keine extra Schlaufen, Riemen usw., sondern einfach nur eine klassische Schnürung, die hervorragend funktioniert. Vor allem der Sitz im Mittelfuß und Fersenbereich ist sehr gut. Trotzdem wirkt der Schuh nie unkomfortabel. Die recht dünne Zunge verteilt den Druck gut und sie ist mit der Mittelsohle verbunden und kann somit nicht verrutschen. Im Vorfuß hat man ausreichend Platz. Gefühlt steht man recht hoch in dem Schuh, dank der breiten Auflage fühlt sich das Ganze aber nicht wackelig an.
Die Sohle
Kommen wir nun zum Herzstück des Ultra Carbon RC, der Sohle. Zum einen kommt der sogenannte Dual-Density Kinetic Light Foam in der Zwischensohle zum Einsatz. Also ein EVA in zwei Härten, welches Komfort und Vortrieb bieten soll. Dazu kommt eine Carbon-Platte, welche zusammen mit Carbitex entwickelt wurde. Sie gabelt sich im Vorfuß und soll damit noch eine gewissen Torsion des Vorfußes im Gelände gewährleisten. Dazu soll sie aber auch Vortrieb generieren. Bei der Sohle setzt Scott auf seinen Eigenbau-Gummi und ein mittelgrobes Profil, welches auch auf festem Untergrund gut zu laufen ist, aber auch auf weichem Boden noch ausreichend Grip geben soll. Das Ganze wird von dem für Scott typischen, sehr ausgeprägten Rocker abgerundet.
Persönlicher Eindruck
Wie schon im Kinabalu Ultra rollte es sich auch im Ultra Carbon RC vom ersten Meter sehr locker dahin. Ich war echt überrascht, wie angenehm sich der Carbon Schuh läuft. Das gilt für jeden Untergrund. Sogar auf festen Schotterstraßen oder Asphalt läuft er sich angenehm. So richtig Spaß macht er aber dann auf den Trails. Hier gibt er durch die breite Standfläche viel Sicherheit. Durch die Carbon-Platte geht allerdings das Gefühl für den Untergrund verloren. Mich stört das weniger, Trail-Puristen aber wohl mehr. Das ist aber bei Carbon-Schuhen nicht zu vermeiden. Gelungen ist Scott allerdings durch die vorne geteilte Platte, dass der Schuh im Vorfuß nicht ganz so steif ist und eine gewisse seitliche Torsion zulässt. Das macht ihn auf technischen Trails kontrollierbar und gut laufbar.
Lediglich auf echt winkeligen Trails wird es mit dem Ultra Carbon RC etwas schwieriger, hier fühlt er sich und damit man als Läufer nicht mehr so wohl. Dafür ist er aber auch nicht gebaut worden. Für das generell sichere Gefühl im Schuh sorgt auch der sehr gute Sitz im Schuh, speziell in Ferse und Mittelfuß gibt es kein Rutschen, auch nicht bei Hangquerungen. Hervorzuheben ist auch wieder der hauseigene Gummi von Scott, er ist einer der wenigen, der wirklich mit Vibram mithalten kann. Dank der Gummimischung und des ausgewogenen Profils hat man fast immer besten Grip, nur wenn´s sehr weich und tief wird, kommt die Sohle an die Grenze.
Pro&Contra
Pro: lauffreudig, dynamisch, überfordert den Läufer nicht, sehr gute Passform
Contra: wenig Gefühl für den Untergrund, nicht als All-Day-Trainingsschuh geeignet
Fazit Scott Ultra Carbon RC
Das Thema Carbon-Schuhe wird uns wohl noch länger beschäftigen und die Hersteller gehen das Thema unterschiedlich an. Generell sind Carbon-Schuhe natürlich für höhere Geschwindigkeiten und sehr gute Athleten gebaut. Das muss man beachten, wenn man sich einen Carbon-Schuh zulegt. Doch man kann das ganze sehr extrem auslegen oder, wie eben wie es Scott gemacht hat. Dem Ultra Carbon RC hat man sozusagen etwas die Zähne abgefeilt. Er ist nicht ganz so extrem und lässt sich damit in unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Das ist schon eine Überraschung für mich. Dann üblicherweise wollen Carbon-Schuhe vor allem mit ordentlich Speed gelaufen werden.
Den Ultra Carbon RC kann man aber durchaus mal langsamer laufen. Vor allem über den Mittelfuß rollt er angenehm dahin, dreht man auf den Vorfuß, dann wird beschleunigt. Hier spürt man dann auch den Vortrieb der Carbon-Platte und das in Verbindung mit dem Rocker machen den Schuh dann ganz schön schnell. Das funktioniert auf fast jedem Untergrund und der Ultra Carbon RC ist sicher und angenehm auch auf technischeren Trails laufbar. Dazu kommt noch ein hervorragender Gummi und ausreichend Komfort und Schutz. Trotzdem der Hinweis, auch wenn der Ultra Carbon RC sicher einer der am wenigsten extremen Carbon-Schuhe am Markt ist, er ist nicht für das tägliche Training geeignet. Die Carbon-Platte fordert den Fuß sehr, das sollte man immer bedenken.
Empfehlung: für schnellere Trainingsläufe und lange Rennen und trainierte Trailrunner
Herstellerdetails
Mehr Infos zum Scott Ultra Carbon RC findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
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