Kaffee und Koffein im Sport

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Kaffee ist bei vielen Sportlern sehr beliebt. Vor allem bei Radfahrern hat man das Gefühl, dass eine Ausfahrt ohne Kaffeepause nicht mehr möglich ist. Selbst die meisten Radprofis trinken vor einem Rennen einen Espresso und auch Läufer greifen gerne Mal zur Tasse mit dem Heißgetränk. Viele, weil es ihnen schmeckt, doch Kaffee ist mehr als ein Genussmittel. Was kann Kaffee und wie wirkt er vor allem im Ausdauersport.

Um alle Fragen zum Thema Kaffee und Koffein im Sport zu klären habe ich mich mit einem absoluten Experten getroffen. Für euch habe ich Diplom Kaffee-Sommelier und Geschäftsführer der Murnauer Kaffeerösterei aus Bayern Thomas Eckel mit meinen Fragen gelöchert.

auffimuasi: Was steckt eigentlich im Kaffee?

Thomas Eckel: Kaffee hat natürlich Nährstoffe, da gibt es diese großen, diese Makronährstoffe, das sind Kohlenhydrate, das ist Eiweiß, das sind Fette, da ist im Kaffee so gut wie nichts drin. Dann gibts Mikronährstoffe, Vitamine und Mineralien auch davon ist so gut wie nicht drinnen. Also deswegen bräuchte man Kaffee nicht zu trinken. Wieso man Kaffee trinken könnte, ist der Nährstoff Wasser, da ist ziemlich viel drin.
Was der Kaffee allerdings hat, das sind diese bioaktiven Substanzen. Darauf werden wir später noch eingehen. Es ist natürlich das Koffein unter anderem, das sind die Chlorogensäuren, das sind die Antioxidantien, das ist das, was uns hinterher dann auch beim Sport irgendwo weiterhilft. Es gibt aber noch einen weiteren spannenden Punkt. Ich habe gar nicht gewusst, wie WHO Gesundheit genau definiert hat. Ich bin immer davon ausgegangen, wenn wir körperlich nichts fehlt, wenn ich nicht zum Arzt gehen muss, dann bin ich gesund.
Es ist aber neben der körperlichen auch die geistige Gesundheit. Wie die WHO definiert, musst du geistig gesund sein, du musst körperlich gesund sein und du musst dich sozial wohlfühlen. Ich glaube, da ist das, wo Kaffee auch eine große Rolle spielt. Diese drei Gesichtspunkte, die kriegen wir auch in dem Zusammenhang Koffein und Sport wunderbar hin.

Ein wichtiger Inhaltsstoff des Kaffees ist das Koffein. Welche Wirkung hat Koffein im Körper?

Eckel: Das Koffein erhöht die Aufmerksamkeit und es ist auch diese erhöhte Wachheit, beziehungsweise die Verringerung der Müdigkeit. Das Schmerzempfinden wird mit Koffein überlagert und deine Muskelkonzentration verbessert. Übers Koffein wird Calcium mit freigesetzt und ich glaube, das ist so ein kleiner Booster. Es führt auch dazu, dass man die Fettreserven angegriffen werden und dass man Fett verbrennt.

Wie lang hält dieser Effekt an?

Eckel: Bei jedem wirkt Kaffee anders, dann kommt es noch drauf an welche Kaffeebohne habe ich und wie bereite ich ihn zu, oder beziehungsweise wie wurde er geröstet. Der eine sagt, wenn er am Nachmittag um 3 Uhr Kaffee trinkt, dann kann er die ganze Nacht nicht schlafen. Der andere sagt, unvorstellbar für mich, du kannst mir 10 Espressos davor noch geben und ich schlafe trotzdem. Grundsätzlich redet man bei der Wirkungsdauer von einer Halbwertszeit von 3 bis 6 Stunden.

Wann setzt der größte Effekt ein?

Eckel: Koffein hat seinen Höhepunkt nicht gleich nach dem Trinken und nach dem Trinken. Du brauchst eine halbe Stunde bis eine Stunde, bis das Koffein seine volle Leistung erbringt, und dann hast du nur die Hälfte vom Koffeingehalt. Die andere Hälfte hält noch 3 bis 6 Stunden im Körper an.

Kommen wir zur Verträglichkeit. Es gibt unterschiedliche Kaffee- und Bohnensorten und auch unterschiedliche Möglichkeiten, Kaffee zu trinken. Ist besser ein Verlängerter oder ein Espresso?

Eckel: Grundsätzlich je länger die Kontaktzeit ist, umso mehr Sachen löse ich aus der Bohne raus. Je höher der Druck ist, umso mehr löse ich raus. Jetzt habe ich beim Espresso keine lange Zubereitungszeit, das sind es bloß 25 Sekunden. Ich würde die Frage aber eher allgemein beantworten. Wenn du gerne Espresso trinkst, do it, wenn du gerne Filterkaffee trinkst, tu es, wenn du gerne Coldbrew trinkst, weil du sagst, Boah sowas Warmes das schaff ich einfach nicht, dann trink einfach einen kalten Kaffee. Ich würde sagen, zwischen zwei und fünf Tassen kann man trinken, damit es auch einen Effekt hat.

Fünf Tassen sind relativ, ein Espresso und ein Americano sind beides eine Tasse, aber ein großer Unterschied bei der Menge.

Eckel: Das müsste man herunterbrechen, auf wie viel Milligramm pro Körpergewicht der Mensch aufnehmen sollte. In eine Espressotasse, auch wenn es nur 30 Milliliter sind, drückst du sehr viel Koffein raus. Wenn ich 30 Milliliter Brühkaffee mache, ist so gut wie kein Koffein drin.
Wenn ich aber 180 oder 200 Milliliter Brühkaffee macht, dann habe ich fast in der Tasse so viel Koffein drin, wie in 30 Milliliter Espresso. Somit sind wir dann auch wieder bei der Tastenanzahl drei bis fünf Espressi oder eben drei bis fünf Tassen Brühkaffee.

Gibt es Bohnen oder Röstungen mit weniger Säure für empfindliche Kaffeetrinker?

Eckel: Wen man Säure nicht verträgt, weil sie es auf dem Magen schlägt, dann sollte man den 100% Arabica nehmen, weil der Hundertprozentige Arabica bei weitem weniger Säure hat.
Und das ist nicht bloß Chlorogensäure, das sind verschiedenste Säuren, die in einer Bohne mit drin sind. Und ja, wenn Säuren drin sind, irgendwann werden sie auch irgendwie gelöst.
Selbst nach dem Rösten werden sie dann irgendwo löslicher und kommen dann mit rein.
Also, wenn ich etwas Säurearmes haben will, sollte man sich nach einem hundertprozentigen Arabica umschauen.

Eine entscheidende Frage: Mit oder ohne Milch?

Eckel: Ich würde den Kaffee definitiv ohne Trinken. Aber auch hier würde ich es jedem selbst überlassen. Milch und Zucker verändern natürlich auch wieder die Wirkstoffe im Kaffee. Also wie wird das Koffein im Endeffekt mit der Milch gebunden, beziehungsweise wie sind die Fette, die du dann mit aufnimmst. Manche vertragen auch die Milch nicht. Ich glaube, das ist eine ziemlich subjektive Frage. Da sollten die Leute schauen, wie sie es am besten empfinden.

Wie trinkt man Espresso richtig? Es gibt da ja viele Mythen, etwa umrühren und den Löffeln dann nicht ablecken.

Eckel: Ob das mit dem Löffel einen Unterschied macht, das habe ich noch nicht ausprobiert (lacht). Aber umrühren auf alle Fälle. Oben hast du das Ölige, das Fettige, die Bitterstoffe, die oben in der Crema hängen bleiben, je weiter ich runter, komm, umso wässriger und umso säuerlicher wird der Kaffee. Wenn du also oben nur die Fettschicht weg schlürfst, wirst du feststellen, der Kaffee schmeckt anders. Wenn du den Espresso, aber fleißig umrührst, dann vermischst du alles. Dabei löst du ja nicht nur ganz oben die Bitterstoffe und ganz unten die säuerlichen Sachen, sondern Kaffee hat ja eine eigene, natürliche Süße, die schwimmt irgendwo in der Mitte. Schön vermischt sollte der Kaffee dann viel harmonischer sein, Säure und Bitterstoffe viel besser ausgeglichen sein und er sollte auch aromatischer schmecken. Also umrühren definitiv ja.

Und zu guter Letzt, was ist dein absoluter Lieblingskaffee von euch?

Eckel: Wenn ich mich wirklich auf einen festlegen sollte, dann würde ich Pacha Mama aus Peru mitnehmen.

Danke für das Gespräch


Mehr zur Murnauer Kaffeerösterei

Alles begann auf einer Plantage in Hawaii, als Thomas Eckel und sein Vater einen sattgrünen Strauch voller glänzender roter Beeren entdeckten. Es war Coffea Arabica, wie ihnen ein stolzer Kaffeebauer erklärte, der sie zu einer Verkostung einlud. Für den damals passionierten Teetrinker Thomas Eckel war dies der Beginn einer Leidenschaft, die schließlich zur Gründung der Murnauer Kaffeerösterei führt.

Vom Genießer zum Kaffee-Experten

Was mit dem privaten Genuss von Plantagenkaffees begann, entwickelte sich rasch weiter. Eckel erwarb fundiertes Wissen, absolvierte die Ausbildung zum Chef-Diplom-Kaffeesommelier und gründete 2008 eine eigene kleine Rösterei. 2010 folgte die Eröffnung eines gemütlichen Kaffeehauses in einer liebevoll umgebauten Scheune. Dort, im Murnauer Kaffeehaus bietet Michael Eckel bis heute professionelle Kaffeekurse für Interessierte an. Mit dem Umzug der Rösterei und Verwaltung nach Obersöchering im Jahr 2020 und der Neueröffnung im Sommer 2022 fand das Kaffeehaus seinen modernen Look am gleichbleibenden Standort im Zentrum von Murnau. Als erster deutscher Q-Grader ist Thomas Eckel seit 2010 weltweit im Kaffeegeschäft tätig und regelmäßig Juror beim renommierten Cup of Excellence, wo die besten Kaffees der Welt ausgezeichnet werden. Sein Wissen und seine Expertise sind heute international gefragt.

Wissen teilen und genießen

Das Herz der Murnauer Kaffeerösterei ist die tiefe Überzeugung, dass Kaffee Menschen verbindet. Thomas Eckel lebt die Philosophie, dass die Faszination für Kaffee stetiges Lernen und Weiterentwickeln erfordert – und genau dieses Wissen gibt er in persönlichen Gesprächen, Schulungen und Kaffeekursen weiter. So wird der Genuss von Kaffee zu einem Erlebnis, das verbindet. Inzwischen wird die Murnauer Kaffeerösterei von einem Experten-Team repräsentiert. Die Experten neben Thomas Eckel sind unter anderen Felix Killmayer als stellvertretender Geschäftsleiter, Lisa Mucha, Profi-Barista und Leiterin des Kaffehauses, Röstmeister Sven und ganz besonders sein Bruder Michael als Leiter der angegliederten Kaffee Academy.

Kaffee-Kurse – Kaffeewissen hautnah erleben

Michael Eckel, der ausgebildete Kaffeeexperte und Barista, führt Interessierte sowie gewerbliche Kunden in verschiedenen Kursen mit umfangreichem Wissen und Leidenschaft an das Thema Kaffee heran. Hier geht es um das Entdecken, Verstehen und Erleben der Kunst des Kaffeeröstens und der Zubereitung – ideal für alle, die ihre Begeisterung für Kaffee vertiefen möchten, egal ob Anfänger oder Experte (Link)

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