Interview Thomas Farbmacher

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So könnte man seinen Start als Läufer in kurzen Worten beschreiben. Seit einigen Jahren ist nun Thomas Farbmacher ein fixer Bestandteil in der Trailrunning-Szene und Stammgast auf Ultra-Rennen. Ich habe seine Karriere von Anfang an mitverfolgt, kommt er doch aus meiner Nachbarschaft, aus Hopfgarten. Inzwischen verbindet uns eine Freundschaft. Im Interview spricht Thomas mit mir über die Leidenschaft für Trails und einen neuen Lebensabschnitt.

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Nach zwei Siegen beim ZUT wurde Thomas heuer Dritter. © Phillip Reiter

auffimuasi: Du warst nicht immer Läufer, wie und wann bist du gestartet?

Thomas Farbmacher: Ich habe 2012 mit dem Laufen begonnen. Da bin ich meinen ersten Marathon gelaufen, mit einmal trainieren vorher. Da bin ich mit Stefan Erlenbach mit nach Wien gefahren. Das war eigentlich total spontan, da habe ich mich 2 Wochen vorher angemeldet.

 

auffimuasi: Wie kommt man auf diese Idee?

Farbmacher: Er hat vorher noch einen etwas längeren Lauf gemacht mit 15 Kilometern und hat gesagt, ich soll mal mitlaufen. Da ist es mir eigentlich ganz gut gegangen. Er meinte dann scherzhalber, dass ich mitlaufen soll in 2 Wochen. Ich bin dann voller Begeisterung nach Hause, mein Bruder ist ja schon viele Marathons gelaufen, da haben dann alle gelacht. Du wirst schon sehen, lauf ruhig mit, haben sie gesagt. Dann bin ich mitgelaufen und war gleich 20 Minuten schneller als Steffan. Und der hatte sich darauf vorbereitet. Meine Zeit war 3:52. Ein Jahr später bin ich dann wieder gelaufen, diesmal mit Vorbereitung und dann mit einer Zeit von 2:40. Ab dem Jahr bin ich dann gleich mehrere Rennen gelaufen, wie den Karwendelmarsch und die Tour de Tirol. Ich habe dann gleich gemerkt, dass mir das Berglaufen und das Trailrunning besser gefällt.

 

auffimuasi: Was ist für die der Unterschied zwischen Trailrunning und dem Straßenlauf?

Farbmacher: In erster Linie schon mal die Leute, da gibt’s einen großen Unterschied. Es ist schon ein Ehrgeiz da, aber es ist einfach ganz anders ob ich bei einem Marathon am Start stehe oder bei einem Trailrun am Start stehe. Man kann da mit jedem reden, man hat das ganze Rennen durch eine Gaudi, man gönnt jedem den Sieg oder einem anderen Erfolg. Da hilft man auch vielmehr zusammen. Für den Körper ist es auch besser. Wenn ich einen Marathon laufe, dann habe ich eine Woche lang einen Muskelkater, wenn ich eine 100k Ultra laufe, habe ich am nächsten Tag schwere Beine, aber keinen Muskelkater. Ob´s gesund ist, was wir machen, ist dann aber sicher eine andere Frage. Und noch dazu kommt, wenn man auf oben einem Trail läuft und etwas um sich blickt ist das schon etwas ganz anderes, wie wenn man stundenlang auf Asphalt läuft

© Farbmacher

auffimuasi: Es ging bei dir aber extrem schnell, dass du in die Spitze gelaufen bist. Warst du darüber selbst überrascht und war dir schnell klar, dass du das auch sehr ernsthaft betreiben willst?

Farbmacher: Das kam sehr schnell, es ist bald mehr geworden, das Training wurde umfangreicher, die Distanzen wurden länger. Wenn die Distanzen länger werden, musst du auch mehr trainieren. 2015 war mir dann klar, es ginge etwas mehr, wenn ich mit der Arbeit etwas zurückfahren würde. Deshalb die Entscheidung dann nur halbtags zu arbeiten. Sowas kann man auch nur als Junger machen und man macht es eh nur, solange man es einem wirklich Spaß macht. Mit den Erfolgen ging es dann rasch nach oben, die Schritte werden nun natürlich etwas kleiner. Das ist aber auch klar, der Spaß ist aber immer noch derselbe.

 

auffimuasi: Du betonst immer den Spaß, aber hast du auf die Erfolge hintrainiert?

Farbmacher: Ich hatte nie so ein klassisches Training mit Intervallen oder so. Ich hatte schon zwei Jahre lang einen Trainer, das habe ich jetzt auch nicht mehr. Ich höre jetzt einfach mehr auf das Gefühl und mache das, was mir Spaß macht. Als ich 2016 den ersten 100er mit dem Zugspitz Ultra gemacht habe, bis dahin war meine längste Distanz 52k beim Karwendelmarsch. Das war dann aber schon einer Überraschung, dass ich den gleich gewonnen habe und es mir dabei eigentlich sehr gut gegangen ist. Bis auf die Probleme mit dem Magen, aber das kann heute auch noch und jedem passieren.

 

auffimuasi: Wieso bist du so schnell auf die ganz langen Distanzen gegangen?

Farbmacher: Ich weiß auch nicht, aber wenn man auf YouTube so Videos anschaust, dann siehst du halt auch die Videos vom Zugspitz Ultra und dann denkst du dir, das sind schon verrückte Typen. Und dann wollte ich einfach auch mal so einen 100er laufen. 2014 habe ich das Video von Markus Kröll mit seinem Berliner Höhenweg gesehen und dachte mir nur: was ist das für ein Mensch – der ist außerirdisch. Ich wollte da dann auch probieren.

Unterwegs mit Tom mit dem Bike.

auffimuasi: Wie geht es dir körperlich mit diesen Umfängen und Distanzen?

Farbmacher: Wenn dir ein Läufer sagt, dass er nie ein Zwicken spürt, dann lügt er dir ins Gesicht. Momentan geht’s mir aber total gut. Mir tut wirklich gar nichts weh, und das weiß man beim Laufen wirklich zu schätzen. Ich bin aber auch einer, der wenn er Schmerzen spürt oder ein Zwicken hat, wie zum Beispiel im Frühling, da hatte ich Probleme mit dem Wadl. Dann gehe ich auch nicht laufen und habe auch ein Rennen abgesagt. Da machen sicher viele den Fehler, dass sie trotzdem weiterlaufen oder das Rennen trotzdem bestreiten. Und so ein übertriebenes Pensum im Training absolvier ich nicht. Ich laufe so drei bis vier Mal die Woche. Das sind so 80 Kilometer im Schnitt die Woche. Wenn’s mal mehr ist, dann sind es vielleicht so 110 km in der Vorbereitung. Sonst fahre ich auch sehr viel mit dem Fahrrad. Das ist für den Körper sehr gut.

 

auffimuasi: Wie gehst du mit Tiefs um bei Ultra-Rennen?

Farbmacher: Gott sei dank bin ich noch nie in ein so richtiges Tief hineingekommen. Du hast schon Tiefs, wo du dir denkst: Bis du deppert, ist das zäh. Oder eben, wenn es Probleme mit dem Magen gibt. Aber, du weißt ja, nach einem Tief kommt ein Hoch und das ist auch immer so. Das gibt’s auch, dass es dir bei Kilometer 90 plötzlich besser geht als bei Kilometer 30. Heuer beim Zugspitz haben wir natürlich auch zu schnell angefangen und schon bei Kilometer 20 fühlte mich, als ob in 10k das Ziel ist. Aber das geht wieder vorbei. Man muss sich beim Läufen Ziele setzen. Bei mir sind das immer die Labstationen, wo mein Bruder steht. Da denke ich von der einen zur nächsten. Oder was ich mir auch oft denke, ich weiß nicht von wem der Spruch ist: Da ist der Start und dort ist das Ziel, dazwischen muss ich laufen. Um so schneller ich laufe, um so schneller bin ich im Ziel.

 

auffimuasi: Weil du gerade den heurigen ZUT angesprochen hast. Du hast ihn zwei Mal hintereinander gewonnen, heuer bist du Dritter geworden. Ist das eine Enttäuschung für dich?

Farbmacher: Nein, auch wenn es viele geglaubt habe. Aber ich war überhaupt nicht enttäuscht, ich war total zufrieden. Mein Ziel war es, unter die ersten Drei zu kommen. Ich wusste, dass ich das Rennen heuer nicht gewinnen kann. Tofol Castañer und Cristofer Clemente sind einfach ein andere Liga. Ich war 10 Minuten schneller als letztes Jahr und nur 17 Minuten zurück.

© Phillip Reiter

auffimuasi: Hattest du schon ein DNF?

Farbmacher: Ja, im vergangenen Jahr beim Trans Alpine Run, bei dem ich mit Peter Fankhauser gelaufen bin. Da musste ich nach dem ersten Tag schon aufhören. Ich hier aber selber schuld und es war ein Fehler, dass ich gestartet bin. Da habe ich mir eineinhalb Monate davor ein Band gerissen und hatte einen Riss im Sprunggelenk. Ich bin 2 Wochen vor dem TAR den Karwendelmarsch gelaufen als Test, ob´s geht. Da ist es mir super gegangen, was mich überrascht hat. Da hatte ich am nächsten Tag keine Schmerzen. Dann kam der TAR, da hatte ich aber schon bei der ersten Etappe ab Km 20 große Schmerzen, dann war Schluss. Für mich ist so ein DNF aber auch kein Problem. Ich sehe es nicht als selbstverständlich, dass man einen 100k Lauf immer finished. Für mich ist deshalb das erste Ziel, den Lauf zu finishen.

 

auffimuasi: Man hört bei dir immer den Spaß heraus, aber auch bei dir wird es Tage geben, wo du einfach keine Lust hast. Wie motivierst du dich?

Farbmacher: Wenn ich echt keine Lust habe, dann gehe ich auch nicht Laufen. Ich muss mein Brot immer noch mit Arbeiten verdienen und wenn ich dann mal ein, zwei Tage nicht gelaufen bin, dann will ich schon spätestens am dritten Tag. Oder ich sehe mir Videos an, und dann muss ich eh wieder raus. Oder, was ich inzwischen öfters mache. Ich fahre mit der Gondel bis zur Mittelstation und bewege mich nur oben herum, weil es oben einfach viel schöner ist. Ich meide mittlerweile jeden Kilometer Asphalt und schaue, dass ich so schnell wie möglich nach oben komme.

 

auffimuasi: Wie siehst du die Entwicklung im Trailrunning, was die Distanzen betrifft?

Farbmacher: Ich persönlich finde es nicht gut, dass es immer noch mehr Kilometer und noch mehr Höhenmeter sein müssen. Es gefällt mir nicht, wenn es bei so Rennen wie den Großglockner Ultra und den Zugspitz Ultra auch kurze Distanzen gibt, und man von den Siegern der kurzen Distanzen aber überhaupt nichts hört. Wenn jemand den 30er oder den 60er beim ZUT gewinnt, ein 60er ist ja eine unglaublich Strecke, dann hört man das nicht. Im Endeffekt interessiert die Leute nur die lange Distanz und das finde ich schade. Oder gar 100-Meilen-Läufe, viele wissen womöglich gar nicht wie weit 100 Meilen sind. Es muss nicht immer so weit sein. Die perfekte Distanz für mich liegt wo zwischen 50 und 100 Kilometern.

 

auffimuasi: Weil du gerade die 100 Meilen angesprochen hast, da gibt´s in Europa natürlich den UTMB. Ist der ein Ziel für dich?

Farbmacher: Der UTMB ist natürlich ein Ziel, den will ich unbedingt einmal laufen. Ich habe fünf größere Rennen, die ich noch laufen will. Das ist der Transvulkania, dann der Lavaredo Ultra, der Eiger Ultra, Zegama und eben der UTMB, die lange Runde. Die will ich noch laufen. Aber es gibt so viele schöne Rennen.

© Phillip Reiter

auffimuasi: Es gibt den Trend zum FKT, also zu Fastes Known Time Läufen. Wie gefällt dir diese Idee?

Farbmacher: Das finde ich sehr interessant und gefällt mir auch gut. Sowas kann man auch in einer Gruppe machen, das finde ich schon cool. Ich hätte nächstes Jahr zwei solcher Ziele. Einmal die Kaiserkrone und eben den KAT-Walk (einen Erfahrungsbericht von meinem KAT-Walk Versuch lest ihr hier). Der KAT-Walk wäre eigentlich heuer angedacht gewesen, aber ist sich bisher noch nicht ausgegangen. Der ist mit 107k auch relativ lange.

 

auffimuasi: Du wirst ja jetzt Vater, wird sich da der Fokus etwas verschieben?

Farbmacher: Es wird sich sicher etwas ändern, vor allem wird der Schlaf in der Nacht wenig werden (lacht). Vom Timing her geht’s aber sicher noch gut mit dem Halbtagsjob. Wenn ich Vollzeit arbeiten gehen würde, dann wäre ich am Nachmittag ja auch nicht da. Vermutlich bin ich sogar mehr zu Hause als bei einem Vollzeitjob. Ich werde sicher nicht mehr so viele Wettkämpfe laufen und eher in der Nähe. Es zeigen auch andere gute Läufer, dass es mit Kindern geht, wie zum Beispiel Florian Grasl.

 

auffimuasi: Welche Ziele hast du heuer noch?

Farbmacher: Den Großglockner Ultra nächste Woche, sicher mein großes Ziel. Ist ein Saisonhighlight. War eigentlich für die 75er Strecke angemeldet, will aber doch die ganze Runde laufen. Die Entscheidung habe ich schon vor dem ZUT getroffen. Die Lange wollte ich unbedingt mal laufen.

 

Steckbrief:

Name: Thomas Farbmacher

Wohnort: Hopfgarten in Brixental

Alter: 31 Jahre

Familienstand: Verliebt in Tina Wahrstätter, und wird bald Vater

Beruf: Tischer (halbtags)

 

Die größten Erfolge:

2 siege beim ZUT

2 siege beim Schwarzach Trail

1 Platz Alpen X 100

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